Forschung
Beckenbodentraining damit die Blase dichthält
Oft reicht ein kurzes Niesen oder Lachen: Ungewollt geht dabei Urin ab. Vor allem Frauen sind betroffen. Sie haben ein breiteres Becken als Männer, welches ihnen ermöglicht, Kinder zur Welt zu bringen. Das hat aber zur Folge, dass die Halt- und Stützfunktion des Beckenbodens bei ihnen besonders gefordert ist – und oft auch überfordert, zum Beispiel nach häufigen Unterleibsoperationen oder Geburten, bei Übergewicht oder Bindegewebsschwäche.
Die Wechseljahre und die damit verbundene hormonelle Veränderung schwächen das Gewebe oft zusätzlich. Körperliche Anstrengung zum Beispiel durch Husten, Lachen, Treppensteigen oder schweres Heben kann dann zu unwillkürlichem Urinabgang führen. Das Problem: Ist der Beckenboden geschwächt, arbeitet der Schließmechanismus der Harnröhre nicht mehr zuverlässig. Man spricht von einer Belastungs- oder Stressinkontinenz, fast jede vierte Frau ist betroffen.
Die gute Nachricht: Man kann etwas dagegen tun. Eine Untersuchung an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt, dass gezieltes Muskeltraining helfen kann, eine leichte Belastungsinkontinenz zu reduzieren. Dafür trainierten 18 betroffene Frauen zwischen 40 und 65 Jahren drei Monate lang zweimal wöchentlich an der Beckenbodenmaschine A5. Dieses Trainingsgerät wurde von Kieser Training entwickelt und 2012 in den Studios etabliert.
Viele Menschen wissen gar nicht, wie sie ihren Beckenboden richtig anspannen können. Deshalb ist die Rückmeldung beim Training so wichtig. Durch bewusstes An- und Entspannen der Beckenbodenmuskulatur steuern sie beim Training an der Beckenbodenmaschine einen virtuellen Ball auf einem Bildschirm entlang einer vorgegebenen Linie. Dabei misst ein Drucksensor in der Sitzfläche selbst minimale Veränderungen der Kraftproduktion der Beckenbodenmuskulatur und überträgt diese auf den Bildschirm. Die Trainierenden erfahren sofort, wie exakt sie das Training ausführen und wie es sich auswirkt, wenn sie die Anspannung verändern.
Das Ergebnis der Untersuchung ist vielversprechend: Die Teilnehmerinnen konnten nach drei Monaten Beckenbodentraining auf der Maschine A5 die Kraft der Beckenbodenmuskeln länger aufrechterhalten und die Übungen genauer ausführen. Zusätzlich hat sich die Belastungsinkontinenz bei ihnen reduziert.
Text: Monika Herbst