Zivilisationskrankheiten

Die Psyche

Im Lexikon «Psychiatrie und Medizinische Psychologie» wird der Begriff der Psyche beschrieben als «alle bewussten und unbewussten seelischen Vorgänge ohne Unterscheidung in Geist und Seele und als dualistischer Gegenbegriff zum Biologisch-Körperlichen des Menschen. Üblicherweise werden die Gegensatzpaare LeibSeele, Psyche-Soma gebildet.»

Bereits in der Antike setzte man sich mit dem Begriff der Psyche auseinander. Aristoteles (384-322 v. Chr.) – Arzt, Philosoph und Verfasser des Werkes «Über die Seele» – bezeichnete mit Psyche die Seele, die das Denken, Handeln und Fühlen des Menschen bestimmt. Die zu der Zeit vorherrschende Annahme, die Seele sei im Verstand angesiedelt, führte zu der Vermutung, sie sei unsterblich. Resultierend daraus vollzog man die Trennung von Körper und Seele.

Jahrhunderte mussten vergehen, bis sich neue Denkweisen durchsetzen konnten. Mit Sigmund Freud (1856- 1939), dem Schöpfer der Psychoanalyse, in deren Kern eine Methode zur Behandlung von «Seelenstörungen» dargestellt wurde, gelang der Durchbruch zu einer neuen Betrachtungsweise über das Leib-Seele-Thema. In der heutigen Zeit spricht man weniger vom Leib-Seele-Problem als vielmehr von den Wechselwirkungen zwischen psychischen und physiologischen Prozessen. Psychische Belastungen können beispielsweise zu unangenehmen somatischen Reaktionen oder zu Magen- und Darmerkrankungen, Migräne oder Hauterkrankungen führen. Dieses enge Zusammenspiel von Körper und Seele spiegelt sich in unseren Redewendungen wider: «Das ist mir unter die Haut gegangen», «Das bereitet mir Kopfschmerzen» oder «Das schlägt mir auf den Magen».

Die gegenwärtige psychosomatische Medizin befasst sich mit den Beziehungen zwischen Seele und Körper (Psyche und Soma). Zur Behandlung psychosomatischer Krankheiten und psychischer Auffälligkeiten dienen neben Arzneimitteln auch psychotherapeutische Methoden, um die ursächlichen Faktoren zu klären und positive Veränderungen anzubahnen. Seit einigen Jahrzehnten beschäftigen sich Sportwissenschafter aber auch mit der Frage, ob und wie sich die psychische Gesundheit durch körperliche Aktivität verbessern lässt. «Mens sana in corpore sano» – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper – das wusste schon der altrömische Dichter Juvenal.

Text: Petra Pribil, Reflex 38

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