Krafttraining

Fit und stark mit 91

Zählt noch lange nicht zum alten Eisen: Eva C.

Wer mit Eva einen Termin ausmachen will, muss sich gedulden. Denn meist ist ihr Kalender voll. Ich habe Glück. Ganz ohne Termin nimmt sie nach dem dritten Läuten das Telefon ab. Sie sei gerade vom Englischkurs zurückgekommen: "English Conversation" für Menschen ab 50 – also für jene, die gerne in die Kategorie "Best Ager" gesteckt werden. Den Gutschein zum Kurs bekam sie von ihrem Sohn zum Geburtstag. Ein Scherz sollte es sein. Denn es war der 88. Geburtstag. Doch Eva ist keine Frau, die fackelt und zeigt einmal mehr, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen zählt. Seit zweieinhalb Jahren besucht die 91-Jährige den Kurs jeden Mittwoch.

"Alt", dieses Wort gibt es für Eva gar nicht. "Ich habe es aus meinem Vokabular gestrichen." Sie lacht und klingt dabei verdammt jung. Die Teilnehmer des Englischkurses sagen: "Leben in die Bude bringen immer nur Sie!" Eva ist es wichtig, nicht einzurosten. Sie war schon immer körperlich aktiv, ist gerne geritten – auf ihrem Vollblutaraber. Doch nach dem frühen Tod ihres Mannes musste sie die Pferde verkaufen, um dessen Bestattungsunternehmen weiterführen zu können.

Ich war 80, hatte Arthrose und begann mit Krafttraining.

Mit 80 entschied sie sich, mit Krafttraining zu starten. Ihr Orthopäde hatte Arthrose im Knie festgestellt, die ihr beim Laufen zu schaffen machte. Zweimal die Woche geht sie seitdem zu Kieser Training – stets pünktlich um 11.00 Uhr. Da ist sie eisern. "Ich wollte keine Muckibude mit Trallala, sondern suchte etwas, wo man gezielt den Körper trainieren kann." Das Knie macht ihr inzwischen keine Probleme mehr. Auf die Frage, wozu sie Kraft brauche, reagiert sie verdutzt. "Das ist doch klar. Kraft brauche ich, um gerade gehen und arbeiten zu können." Das Bestattungsunternehmen hat zwar längst ihr Sohn übernommen, doch für ihre eigene Immobilienfirma erledigt Eva am Computer die gesamte Verwaltung.

Ihr Motto: Carpe diem. Die Tage genießt sie am liebsten mit ihrem neuen Partner, den sie vor dreieinhalb Jahren im Training kennenlernte. Jürgen, verrät sie, ist nur geringfügig jünger. Gerade erst ist er 80 geworden. Sie lacht schelmisch und flüstert: "Er hat mich eines Tages im Training angesprochen, ob ich einen Kaffee mit ihm trinken würde. Doch ich habe ihn ganz schön lange zappeln lassen."

Ab ins Training mit dem Porsche

Inzwischen sind die beiden ein eingespieltes Team. Gehen gemeinsam zum Englisch, ins Training, Wandern oder auf Reisen. "Wir genießen jeden Moment. Einmal im Monat unternehmen wir etwas Schönes, sei es ein Besuch in der Hamburger Elbphilharmonie, der Arena in Verona oder der Berliner Waldbühne. Diesen Monat geht es nach Dresden." Doch auch Ungewöhnliches steht auf dem Programm: "Jürgen ist Segelflieger. Er hat nicht lockergelassen, bis ich mitgeflogen bin. Auch auf seiner starken Vespa bin ich schon mitgefahren." Doch eigentlich sitzt Eva lieber selbst am Steuer – ihres 19 Jahre alten roten Porsche Boxster Cabriolet, mit dem sie nicht nur Landpartien macht, sondern auch zum Training flitzt.
 

Text: Tania Schneider
Fotografie: Verena Meier

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