Krafttraining
„Ich gebe nie auf!“
Eine Schlittenpartie im Januar. Ein Sturz. Ein gebrochener Wirbel. Und eine 50-prozentige Chance, wieder laufen zu können. Lesen Sie, wie Gabriel Chrysostomides mit Kieser Training wieder auf die Beine kam.
Es ist ein Sonntag im Januar 2021. „Tief in mir hörte ich ein Krachen. Ich wusste sofort, es ist etwas Schlimmes passiert.“ Gabriel Chrysostomides liegt auf dem Rücken auf verschneitem, gefrorenen Boden und hat höllische Schmerzen. Früh am Morgen war er mit seinem Sohn zum Rodeln in die Eifel aufgebrochen, doch die letzte Rutschpartie endet mit einem schweren Sturz. Der Schlitten schießt Kabolz.
Trotz der Schmerzen nimmt Chrysostomides alle Kraft zusammen, rappelt sich auf, packt seinen Sohn und fährt im Auto zurück Richtung Köln, mit Ziel auf die Uniklinik. Doch auf dem Weg verliert er das Gefühl in Armen und Beinen und schafft es gerade noch bis zum Krankenhaus in Euskirchen. Gabriel Chrysostomides hat einen starken Willen. Manchmal vergisst er dadurch, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das MRT am nächsten Morgen macht klar: Ein Wirbel ist gebrochen. Es ist der 12. Wirbel der Brustwirbelsäule am Übergang zur Lendenwirbelsäule. Chrysostomides muss operiert werden. Der Chirurg setzt zwei Platten links und rechts der Wirbelsäule, die in den darüber- und darunterliegenden Wirbeln verschraubt werden. Sie sollen dem Rückgrat Stabilität geben und den verletzten Wirbel entlasten. Als Chrysostomides nach der mehrstündigen OP aufwacht, hat er immer noch starke Schmerzen. Sein erster Gedanke: „Bestimmt ist etwas schief gegangen.“ Er ist froh, seine Zehen bewegen zu können. Die Ärzte sagen ihm bei der Visite, es habe bei der OP Komplikationen gegeben. Die Chance, wieder laufen zu können, läge bei 50 Prozent.
Chrysostomides ist geschockt. Klein bei gibt er aber nicht. „Ich gebe nie auf. Ich habe mir sofort überlegt, wie ich mit einem motorisierten Rollstuhl die Gäste bedienen kann.“ Chrysostomides ist Köbes in einer der ältesten Gaststätten Kölns in der Kölner Südstadt.
Insgesamt verbringt Chrysostomides nach dem Sturz drei Monate im Bett. Ich konnte mich kaum bewegen, habe 23 Stunden am Tag gelegen. Ich habe acht Kilo Körpergewicht verloren und hatte keinen einzigen Muskel mehr. Bei mir hing nur noch alles schlaff herunter.“
Der Orthopäde hatte ihm eine Orthese mit Titaneinlagen verschrieben, die seinen Rumpf und seine Wirbelsäule stabilisieren soll. „Nachdem ich wieder aufstehen konnte, wollte ich wieder fit werden. Ich bin viel Fahrrad gefahren, meinen Muskeln hat das aber nichts gebracht.“ Nach fünf Monaten beginnt er, wieder zu arbeiten. Gegen die Schmerzen schluckt er mehrere Iboprofen am Tag. Die Weste trägt er unter dem Hemd, damit niemand sie sieht. Mitleid will Chrysostomides nicht.
Ein Gast fragt ihn, was mit ihm los sei. Chrysostomides erzählt seine Geschichte in knappen Worten und erhält den Rat: „Geh mal zu Kieser Training in die Medizinische Trainingsberatung.“ Die Ärztin dort untersucht ihn und beseitigt mit manueller Therapie als erstes einen Beckenschiefstand. „Ich habe seit meinem 40. Lebensjahr Einlagen getragen, da mir mein Orthopäde gesagt hat, ich hätte ein kürzeres Bein.“
Chrysostomides startet im Juni 2021 ins Kieser Training. „Nach zwei bis drei Wochen konnte ich meine Medikamente absetzen. Ich merkte, wie ich von Training zu Training stärker wurde. Im Job konnte ich wieder 20 Liter-Fässer heben. Und die Orthese habe ich auch nicht mehr gebraucht.“ Chrysostomides grinst. Heute sei er zu 95 Prozent wieder der Alte. Und da, wo er hingehöre. In seinem geliebten Job „Em Veedel“.
Zur Person
Gabriel Chrysostomides ist Köbes (kölscher Ausdruck für Kellner) in einem Traditionsbrauhaus
in der Kölner Südstadt. Nach einem Wirbelbruch kam er mit Kieser
Training wieder auf die Füße. Auf seine stabilisierende Orthese kann er
seitdem verzichten.
Text: Tania Schneider