Zivilisationskrankheiten

Welche Auswirkungen hat Kieser Training auf das Burn-Out-Syndrom?

Behauptete Schiller einst, erst der Geist mache den Körper, gilt heute vielmehr der Umkehrschluss: Nur ein gesunder Körper ermöglicht einen freien, kreativen und damit auch produktiven Geist, der konzentriert und mit möglichst wenig Fehlern einer Tätigkeit nachgehen kann. Krafttraining hat viele Vorteile.

Burn-out gefährdete Menschen leiden unter einem hohen Stresslevel, der auf der physiologischen Seite die Muskeln verspannt. Muskeltraining erhöht nicht nur die Stabilität von Wirbelsäule und Gelenken, sondern vermindert dadurch auch Verspannungen, Verhärtungen sowie daraus resultierende Schmerzen. Zusätzlich führt der muskuläre Aufbau zu einer vermehrten Ausbildung kleinster Blutgefäße (Kapillarisierung) im Muskelgewebe. Das verbessert die Blutversorgung der Muskeln mit Sauerstoff. Ein weiterer Vorteil: Durch die quantitative Vermehrung des Muskelgewebes wird der Körperfett-Anteil reduziert.

Das ist gut, schließlich ist Fett nicht einfach nur fett: Fettgewebe ist metabolisch hochaktiv und produziert diverse entzündungsfördernde Stoffe, die Verspannungen und Schmerzen aufrecht erhalten oder sogar verstärken können. Genau das können Burn-out gefährdete Menschen wahrlich nicht gebrauchen. Auf der psychologischen Seite führt ein Ganzkörperkrafttraining zu einer momentanen Verbesserung der Selbstwahrnehmung. Der Mensch setzt sich 30 Minuten ausschließlich mit sich und seinem Körper auseinander. Dadurch spürt er sich wieder – und zwar nicht nur als intellektuell funktionierende Denkmaschine, sondern als Ganzes.

Dies wiederum führt zu einer Steigerung des Selbstwertgefühles – einem Gefühl, das vielen vor oder im Burn-out stehenden Menschen gänzlich abhanden gekommen ist. Es gibt aber noch einen weiteren Pluspunkt: Die intensive körperliche Aktivität während des Krafttrainings baut Stresshormone ab, die der steinzeitliche Mensch auf der Flucht vor dem Säbelzahntiger loswurde und heute bestenfalls wegraucht oder in Form von Essen, Alkohol oder Medikamenten «runterschluckt». Und nicht zuletzt: Durch das Training setzt am Abend eine physische Müdigkeit ein, welche die Schlafqualität verbessert.

Daher kann ich nur empfehlen: Nehmen Sie sich mit jeder Trainingseinheit ein kurzes «Timeout» für sich. Lassen Sie Ihr Handy abgestellt in der Garderobe, seien Sie einfach einmal nicht erreichbar. So können Sie sich endlich wieder auf eine sträflich vernachlässigte Person konzentrieren: auf sich selbst!

Mehr zum Thema Burn-Out können Sie im Reflex Magazin 42 lesen.


Text: Dr. Marco Caimi

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