Zivilisationskrankheiten

Welche Auswirkungen hat Kieser Training auf Kopfschmerzen?

von Dr. Martin Weiß

Weder Cluster-Kopfschmerzen und Trigeminus-Neuralgien noch eine Migräne können durch ein gesundheitsorientiertes Krafttraining geheilt werden. Positiv und vielversprechend sind aber unsere Erfahrungen bei Patienten mit Spannungskopfschmerzen.

Kraftsportler berichten seit Jahrzehnten, dass sie ihre Kopfschmerzen durch Krafttraining losgeworden sind. Meine Erfahrung zeigt: Bei mehr als 80 Prozent der Patienten mit Spannungskopfschmerzen führt ein 1:1 begleitetes Training an spezialisierten Maschinen zum Erfolg.

Der Grund: Sind die Nackenmuskeln gesund und kräftig, stützen sie die Halswirbelsäule und haben bei aufrechter Haltung keine Mühe, den Kopf zu halten. Stundenlanges Sitzen mit nach vorn geneigtem Kopf in der Schule und später am Schreibtisch lassen diese Muskeln jedoch verkümmern. Durch die ständige Streckhaltung des Nackens entstehen Dysbalancen (Kräfteungleichgewichte) und die Nackenstrecker verkürzen. Die Anforderungen in Schule und Beruf führen schliesslich zu schmerzhaften Verspannungen, die durch Stress, Hektik oder Angst noch zusätzlich verstärkt werden können. Die Überforderung der Muskulatur führt häufig auch zu einer Reizung der Sehnenansätze am Übergang der Nackenstrecker zum Schädelknochen.

Diese reagieren dann auf Druck empfindlich und irritieren die mit vielen Schmerzrezeptoren ausgestattete Knochenhaut. Von dort werden die Schmerzsignale Richtung Kopf übertragen. Hier setzt das begleitete Krafttraining an. Durch anfangs milde, dann langsam zunehmende Trainingsgewichte können mithilfe der computergestützten Rückenmaschine Cervical Extension die Muskeln gekräftigt und Dysbalancen beseitigt werden. Ergänzend wird die oberflächliche Nacken-, Schultergürtel- und Rückenmuskulatur an den Kieser Training-Geräten gestärkt.

Langfristiges Erhaltungstraining sichert den dauerhaften Erfolg. Wichtig zu wissen: Das Training kann die Reizungen und damit auch die Kopfschmerzen zunächst verstärken. Ist das der Fall, ist es wichtig, die gereizten Sehnenansätze zu behandeln, z. B. durch eine sogenannte Infiltrationstherapie, bei der meist zwei bis drei Mal schmerz- und entzündungshemmende Mittel an die Nackenmuskelansätze gespritzt werden. Ist die Entzündung abgeklungen, kann der Patient wieder ins Krafttraining einsteigen und darf neben guter Verträglichkeit eine gute Wirkung erwarten. Kräftige Muskeln halten nicht nur der Alltagsbelastung besser stand. Ein langfristiges Training stärkt auch die Sehnen und Sehnenansätze. So werden auch sie belastbarer. Gleiches gilt natürlich auch für das präventive Training.


Text: Dr. med. Martin Weiß

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